BAMF-Kurse, Deutschförderung mit AVGS oder beides?
von [SIC] School of International Communication
Mehr "sowohl-als-auch" wagen
Keine Frage: In den 20 Jahren, die es das BAMF (= Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) gibt, hat es viel Gutes in der Vermittlung der deutschen Sprache auf den Weg gebracht. Inzwischen gibt es, weit über das Angebot von Integrationskursen hinaus, interessante berufsbezogene Förderprogramme. Doch bei all dem Guten, das es über die durch das BAMF entwickelten Programme zu sagen gibt, stößt deren Umsetzung in der Praxis doch oft an ihre Grenzen. Wie bei allem im Leben, ist also auch hier nicht alles Gold, was da glänzt.
Die größten Probleme bei der Umsetzung von BAMF-Kursen im Überblick
- Lehrermangel / Fachkräftemangel
- Zu wenige qualifizierte Lehrkräfte, ungleichmäßige Verteilung (Stadt/Land) reduzieren Unterrichtsqualität und Kapazitäten.
- Die Folge: Unterrichtsausfälle, Überfüllung oder Einsatz unqualifizierter Lehrkräfte.
- Hohe Abbruchquoten / Zielniveau nicht erreicht
- Viele Teilnehmende brechen ab (z. B. wegen Arbeit/Betreuung/Wechsel), und nicht alle erreichen das angestrebte B1.
- Die Folge: Verminderte Wirkung der Kurse.
- Heterogene Gruppen / große Sprachniveaudurchmischung
- Die Gruppen in BAMF-Kursen sind oft sehr groß und werden aufgrund des Kostendrucks aufseiten der Anbieter nicht selten heterogen zusammengestellt.
- Die Folge: Unterschiedliche Vorkenntnisse (z. B. A1 bis B1 in einem Kurs), Alphabetisierungsgrade und Herkunftssprachen in einer Gruppe erschweren zielgerichteten Unterricht.
- Unzureichende Berücksichtigung berufsbezogener Inhalte
- Allgemeine Integrationskurse sind oft nicht ausreichend auf berufliche Fachsprache, Bewerbungs- oder Arbeitskontexte zugeschnitten. Berufsbezogene Kurse existieren, sind aber nicht flächendeckend oder ausreichend finanziert.
- Die Folge: Vielen BAMF-Angeboten mangelt es an Arbeitsmarktrelevanz.
- Administrative Hürden: Wartezeiten, Zuordnung, Informationsdefizite
- Lange Wartezeiten bis Kursbeginn, unklare Platzzuweisung oder unzureichend verfügbare Informationen bei der Auswahl der Kurse.
- Die Folge: Teilnehmende wandern ab oder verlieren schnell den Anschluss und damit ihre Lernmotivation.
- Digitale Ausstattung & Methodenmangel
- Die Kurse werden nach wie vor noch vorwiegend in Präsenz durchgeführt.
- Die Folge: Mangel an digitaler Ausstattung oder Lehrerfortbildung für hybride/online Lehrformen erschweren modernen, flexiblen Unterricht.
Die Lösung
Trotz der Tatsache, dass BAMF-Angeboten in der Deutschförderung vom Gesetzgeber Vorrang eingeräumt wird, existieren Alternativen. So ist die Förderung von berufsbezogenen Deutschkursen mit einem AVGS (= Aktivierung- und Vermittlungsgutschein) eine echte, und vor allem, rechtlich zulässige Alternative. Deutschtraining mit einer Förderung nach § 45 SGB III hat den Vorteil, dass es als Einzeltraining oder Gruppenkurs gebucht werden kann. Die Gruppen in AVGS-Deutschkursen sind dabei grundsätzlich um mehr als die Hälfte kleiner als BAMF-Kurse.
Fazit
Eine Deutschförderung über BAMF-Kurse und mit dem Instrument des § 45 SGB III bringt Deutschlernenden den größtmöglichen Erfolg. Vor allem dann, wenn zur ersten Orientierung BAMF-Kurse zum Einsatz kommen und zur Spezialisierung und Vorbereitung auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt die Förderung nach § 45 genutzt wird.